Rochus-Kapelle Egg a. d. Günz
Die Kapelle liegt am nördlichen Dorfausgang und ist ein einschiffiger Bau mit halbrundem Schluss. Sie ist außen lisenengegliedert und hat über dem Westgiebel einen vierseitigen Dachreiter mit Zeltdach aus dem 19. Jahrhundert, der als Glockenstuhl dient. Die darin befindliche Glocke wird heute noch mit Hand geläutet.
Ausgestattet ist die Kapelle mit einer Rochusfigur um 1740 und zeigt den Pestheiligen mit seinen Attributen Stab, Muschel, Pestbeule und Hund mit Brot.
Das Altarbild, gemalt von J. Stehle 1887, zeigt den Heiligen als Pilger, der Pestkranke nach der Legende mit Hilfe des Kreuzzeichens heilt. Flankiert wird das Altarbild von den Figuren des hl. Sebastians und des hl. Wendelins. Beide Heilige werden ebenfalls bei Krankheit und Seuchen angerufen.
Unter der Empore steht eine überlebensgroße Figur aus dem 18. Jahrhundert, die Christus im Kerker darstellt.
An der Südseite befindet sich ein Wandkreuz mit den Leidenswerkzeugen, die bei der Passion Christi eingesetzt wurden. Darunter ist eine Figur der Schmerzensmutter dargestellt, die als Trösterin in Leid und Schmerz Verehrung findet.
Gegenüber auf einem Sockel stehend, zeigt sich eine Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind, geschnitzt gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Die Darstellung geht auf die Offenbarung des Johannes zurück. Die sogenannte „Egger Madonna“ ist lt. dem Gutachten des Generalkonservatoriums vom 27.06.1908 „vom künstlerischen und kunstgeschichtlichen Standpunkte aus von hervorragender Bedeutung“ und schreibt diese Marienfigur der Ulmer Schule zu. Dr. Gertrud Otto verbindet die Statue mit der Werkstatt Ivo Strigels.
Es gibt kein schriftliches Dokument, das auf die Entstehung der Kapelle weist. Überliefert wird, dass die Kapelle von Simon Eck zum Gedenken an seinen Bruder Dr. Johannes Eck – dem großen Theologen und Reformationsgegner Luthers – gegen Ende des 16. Jahrhunderts gestiftet und zu Ehren des hl. Rochus geweiht worden ist, da in Egg mehrmals die Pest wütete.
Die Bewilligung zur ersten Zelebration erteilte Bischof Sigismund am 27.10.1720.
Erwähnt wird, dass 1736 die baufällige Kapelle renoviert und 1738 vom Weihbischof Johann Jakob von Maier von Augsburg eingeweiht wurde, der zugleich das Sakrament der Firmung spendete.
Die Kapelle wurde 1847 erneut restauriert und verlängert. Um mehr Platz zu schaffen, wurde der Aufgang zur Empore an den Eingang gelegt und die Säulen an der Außenseite zur Straße hin abgetragen. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Rochuskapelle bei den letzten Renovierungsarbeiten 2006.
Welche Bedeutung die Rochuskapelle seinerzeit erlangt, wird dadurch deutlich, dass aus der Umgebung Wallfahrerprozessionen gekommen sind und 1749 sogar ein eigenes Kirchweihfest am Sonntag nach Rochus bewilligt worden ist. Die Bürger hatten viel Vertrauen zu dem Heiligen und riefen ihn in ihrer Not immer wieder zur Errettung aus der Seuchengefahr an. So wurde 1796 jeden Mittwoch zur Abwendung der Viehseuche eine Messe sowie 1836 als die Cholera drohte, wöchentlich eine Messe gelesen. Desweiteren wurden Bittgänge und Betstunden in den selben Anliegen abgehalten.
Auch ist überliefert, dass bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts Besen an die Kapellentüre gelehnt worden sind, damit durch Fürsprache des hl. Rochus Krankheiten abgewendet werden sollen. Bis Mitte der 1990er Jahre hinein, wurde jeden Sonntag zur Mittagszeit ein Rosenkranz gebetet. Gegenwärtig wird die Kapelle immer wieder für die Feier der heiligen Messe genutzt.