Kapelle Inneberg

Historisches und „menschliches“ zur Kapelle von Inneberg

Im Buch „Die Geistlichkeit des Kapitels Ottobeuren“ wird berichtet, dass Pfarrer Joseph Hascher (1753 bis 1789 Pfarrer in Egg a.d. Günz) von einem Inneberger Bürger 50 Gulden vermacht bekommen habe, mit der Auflage in Inneberg eine kleine Kapelle zu bauen oder einen Jahrtag zu errichten. Die Andachten und Rosenkränze wurden bis dahin bei einem kleinen Bildstock unter einem Lindenbaum gebetet.

Die Gemeinde Inneberg fasste dann am 17.11.1773 den einstimmigen Beschluss eine Kapelle zu errichten und dauerhaft zu erhalten. Es wurden dazu, einschließlich des genannten Legats, 253 Gulden an Spenden gesammelt.
Die Hochfürstliche Augsburger Regierung genehmigte den Bau mit der Auflage, dass die Kapelle auf Kosten der Gemeinde Inneberg erbaut und unterhalten werden müsse. Auch dürften die Andachten und Gebete nicht während einer Messe in Egg stattfinden um die Gläubigen nicht vom Gottesdienst in Egg abzuhalten. Bereits 1774 wurde die Kapelle dem Hl. Josef geweiht. Seit 1776 dürfen in der Kapelle auf Bitten der Gemeinde, auch heilige Messen gefeiert werden.

Die jetzige Bemalung stammt aus dem Jahr 1920 vom Maler Kößler aus Babenhausen. Diese erfolgte in der damals typischen Leimfarbentechnik. Solche Malereien konnten leider ganz leicht abgewischt werden und so gibt es heute nur noch ganz wenige Kirchen mit dieser Art der Malerei. Ursprünglich waren auch die Wände mit Architekturmalerei gestaltet. Diese wurden aber bei der Renovierung um 1972 auf Wunsch des damaligen Pfarrers übermalt. Nur dem massiven Dagegenhalten der Inneberger Einwohner ist es verdanken, dass wenigstens das Deckengemälde erhalten geblieben ist.

Die Deckenbemalung zeigt im Altarraum das Auge Gottes, das alles überblickt. Die Decke im Kirchenraum ist mit dem Lamm Gottes, 4 Evangelisten und 4 Tugenden bemalt. Die volkstümlickeit des Kapellchens zeigt sich in der deutschen Beschriftung der Deckengemälde und der gesamten Ausstattung.Aus dem Jahr 1974 stammt die jetzige Bestuhlung. Die Kreuzwegstationen stifteten das Geschwisterpaar Franz Xaver und Resi Weber.

Das große Kreuz an der Apsis (außen) stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das große Vortragekreuz um 1800, das kleinere Vortragekruzifix stammt wohl aus dem 16. Jh., von 1690 stammt die Figur vom Hl. Rochus. Die Figur vom Hl. Alfons wurde von Johann und Klothilde Zint zum Gedenken an den gefallenen Sohn Alfons gestiftet. Die Figur wurde von Pfarrer Kling aus Tirol besorgt. Die Pieta stiftete Josef Zint weil er vom Heeresdienst freigestellt worden war. In der Kapelle finden ca. 50 Personen Platz zum Gebet.

Das Altarbild und wohl der ganze Altar stammt aus dem Jahr 1859. Das Altarbild, das die Hl. Familie nach italienischem Vorbild darstellt, stammt von dem Unterbleichener Künstler Johann Dollenbacher. Die weitere Bezeichnung „Zur Hl. Familie“ leitet sich vom Altarbild ab.Die beiden Engel am Altar dürften auch aus dieser Zeit um 1859 stammen.

An Restaurierungen sind vermerkt:
1908 Johann G. Kößler Babenhausen,
1950 Franz Häring aus Oberroth,
1969 Maler Schütz aus Erkheim.
Das Altarbild wurde dann bisher letztmalig im Jahr 2009 durch Restaurator Helmut Juraschek aus Frickenhausen restauriert.

Die beiden Weltkriege forderten auch in Inneberg ihren Tribut. Die Gedenktafeln an den hinteren Wänden zeugen davon. Das Geläut der Kapelle besteht aus 2 Glocken. Im Krieg musste eine abgegeben werden 1954 wurde dann wieder eine neue große Glocke angeschafft. Die Geschwister Weber haben bis 1993 die Glocken 4-mal am Tag geläutet – um sechs, um elf und zwölf Uhr und abends zum „Betläuten“. Jetzt verfügt die Kapelle über ein elektrisches Leutwerk.

Bei der großen Sanierung der Kapelle im Jahr 1974 wurden die Außenwände unterfangen und trockengelegt. Die alten Fenster wurden durch neue ersetzt. 2009 wurde die Kapelle gründlich renoviert. Die alten morschen Bodendielen wurden erneuert, die maroden Bodenfliesen wurden durch die jetzigen ersetzt. Auch wurde durch Spendengelder ein neuer Teppich angeschafft. Die Renovierung wurde am 100. Geburtstag (23.08.2009) von Franz Xaver Weber, dem langjährigen Mesner, mit einem Gottesdienst gefeiert.

Früher wurde jenen Sonntag um zwölf ein Rosenkranz gebetet. In der Fastenzeit fand jede Woche eine Kreuzwegandacht statt und im Mai gab es auch Maiandachten; es folgten die Oktoberrosenkränze und die Allerseelenrosenkränze.

Einmal in der Woche wurde die Frühmesse gefeiert. Nach der Messe kam dann der Pfarrer in das Haus für dessen Verstorbene die die Messe gelesen worden war, zum Frühstück, was für die Hausfrau immer eine große Aufregung bedeutete.Später feierte man einmal in der Woche eine Abendmesse. Nach der Messe konnte man den Pfarrer und etliche Männer oft beim Schafkopf im Wirtshaus Bicker antreffen.

Zur heutigen Zeit finden ein- bis zweimal jährlich ein Gottesdienst statt. Die Inneberger Kinder werden in „ihrem Käppele“ getauft und die Totenrosenkränze für Inneberger gebetet.

recherchiert, erzählt bekommen und erlebt von Claudia Schäfer
Quellen: „Die Geistlichkeit des Kapitels Ottobeuren“ von Martin Sontheimer, Unterallgäuer Landkkreisbuch, Aufzeichnungen Pfr. Demmeler aus Egg.