Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Erkheim
Der älteste noch vorhandene Baubestandteil der Kirche ist der Kirchturm aus der Zeit von 1447 bis 1500. Die restliche Kirche ist ein Neubau des späten 17. Jahrhunderts und wurde 1697 eingeweiht. Im Jahr 1930 fand eine Verlängerung in Richtung Westen statt. In den Jahren 1954/1955 fand eine Restaurierung der Kirche statt.
Aus der Baugeschichte unserer Kirche
Über die erstmals 1167 erwähnte Kirche in Untererkheim wissen wir nichts. Bestimmt handelte es sich dabei aber nur um einen schlichten Holzbau.
Eine gemauerte Kirche entstand erst viel später. Noch heute steht deren Kirchturm aus der Mitte des 15. Jahrhunderts (zwischen 1447 und 1500). Er ist 35,5 m hoch und 6,9 m breit. Die unteren Mauern sind 2 m dick und bei den Glocken wenigstens noch 1,5 m. Der unterste Teil hat ein festes Gewölbe. Über die Bauzeit von Chor und Langhaus, sowie über die Ausstattung dieser Kirche ist nichts bekannt.
Angeblich soll im Dreißigjährigen Krieg neben vielen Häusern auch die Pfarrkirche in Untererkheim ein Raub der Flammen geworden und nur der Turm stehen geblieben sein. Wahrscheinlicher ist, dass die Kirche wohl doch nur beschädigt wurde, weil von einem Wiederaufbau in den Akten und Aufschreibungen nirgends etwas erwähnt wird.
Sicher ist, dass Pater Andreas Schöllhorn im Jahre 1671 die Kirche und den Gottesacker erweitern ließ. Er suchte am 7. April 1671 beim Generalvikar um Genehmigung für dieses Vorhaben nach, da sowohl Kirche als auch Friedhof zu klein seien. Zur Erweiterung des Gottesackers habe er bereits den im Krieg ruinierten gemauerten Kornspeicher abbrechen lassen und die Kornschütte auf den Dachboden der Kirche verlegt. Die Baumaterialien des Speichers würden für die geplanten Baumaßnahmen wieder verwendet werden. Das „unschuldig häuslein“ habe er, wie es auch an anderen Orten anzutreffen sei, vor die Kirchhofmauer hinausrichten lassen. Die vorgesehene Erweiterung sei ein großes Bedürfnis, da die Bewohner von Obererkheim zumeist der katholischen Religion angehörten, aber keine Hoffnung bestehe, dass diese die obere Kirche und den Friedhof zurückerhalten könnten.
Am 12. April 1671 erteilte der Generalvikar die Genehmigung und am 14. Oktober meldete Schöllhorn bereits die Vollendung. Die Kirche sei „gegen Mittag um 9 Schuh weiter“ geworden und es würden jetzt 200 Personen mehr Platz finden.
Auf seine Anfrage, ob die Kirche und der vergrößerte Gottesacker der Einweihung bedürften, antwortete der Generalvikar am 19. Oktober, dass weder eine Konsekration (Weihe) der Kirche noch eine Benediktion (Segnung) des Gottesackers nötig seien.
Die Kosten des Kirchenanbaus sind in den „Heiligenrechnungen“ der Jahre 1671 und 1672 aufgeführt. Es handelte sich um Gesamtkosten von ungefähr 520 Gulden. Der größte Einzelbetrag mit 225 Gulden entfiel auf einen gewissen Demelmayer, vermutlich der Maurermeister.
Bei solchen Bauvorhaben waren die Pfarreiangehörigen zu kostenlosen Fuhrdiensten und Handlangerarbeiten verpflichtet, und das Bauholz aus dem Gemeindewald kostete auch nichts. Weil sich in der Kirchenkasse von 1670 her noch 207 Gulden befanden, reichte dies zusammen mit den Einnahmen der Jahre 1671/72 aus, um die gesamten Kosten zu begleichen.
Das Oberhospital, das die Abgaben des Widdumhofes und den Zehnt kassierte, gab nichts zum Bau dazu.
Der Bau der heutigen Kirche
Wir kennen den Grund nicht, weshalb in den Jahren 1696/97 die Kirche in Untererkheim abgebrochen wurde. Nur der im gotischen Stil erbaute massive Turm blieb stehen.
Vermutlich war das Gebäude in einem sehr schlechten Zustand und wurde deshalb von der recht groß gewordenen Pfarrgemeinde nicht mehr als angemessen empfunden. Der Anbau von 1671 war wohl nur ein Notbehelf zur Schaffung von mehr Platz gewesen. Am baufälligen Gesamtzustand der Kirche, die in den zurückliegenden Jahrzehnten wahrscheinlich immer nur notdürftig ausgebessert worden war, hatte sich dadurch jedoch nichts geändert.
Da damals die Häuser aus Holz gebaut und lediglich Kirchen, Pfarrhäuser, Schlösser und sonstige besondere Bauten aus Stein gemauert waren, gab es auf den Dörfern kaum ortsansässige Maurer. Deshalb erhielt wohl auch ein auswärtiger Maurermeister den Auftrag zum Neubau der Kirche.
Vertrag zwischen dem Spitalmeister Sigismund vom Heilig-Geist-Orden in Memmingen und dem Maurermeister Thomas Rother aus Mindelheim:
Die in der Vereinbarung genannten Grund- und Aufrichtungsrisse fehlen ebenso wie Angaben über den Bauablauf. In den Heiligenrechnungen der Pfarrei „Unserer Lieben Frau“ in Untererkheim sind jedoch alle Ausgaben für Bau und Ausstattung genauestens verzeichnet. Daraus lassen sich viele Einzelheiten über die Bauausführung und auch einige Namen der beteiligten Handwerker ablesen.
Im Einzelnen kosteten
Maurermeister und Maurerarbeiten einschließlich Sandwerfen 520 Gulden (fl.)
Zimmererarbeiten 190 Gulden
Glaserarbeiten 158 Gulden
Schlosserarbeiten 153 Gulden
Schreinerarbeiten 200 Gulden
Malerarbeiten, Bildhauerarbeiten, Altäre 300 Gulden
Kalk mit Ablöschen 267 Gulden
Bausteine, Dachplatten, Bauholz sägen 350 Gulden
Bier, Branntwein 115 Gulden
Einschließlich kleinerer Ausgabenposten ergaben sich Gesamtkosten für den Kirchenneubau und die vorläufige künstlerische Ausgestaltung von insgesamt 2415 Gulden.
Dies ist ein relativ geringer Betrag. Es ist dabei aber zu berücksichtigen, dass ein beträchtlicher Teil der Arbeitsleistung und fast alle Fuhrdienste von den Pfarreiangehörigen ohne Entgelt erbracht wurden. Die vielen Bauhelfer schlugen lediglich bei den Kosten für Bier und Branntwein zu Buche. Außerdem wurden die Bausteine und Dachplatten der abgebrochenen Kirche selbstverständlich wieder verwendet. Das Bauholz kam kostenlos aus dem Gemeindewald. Neue Ziegel und Platten bezog man aus den Ziegeleien des Klosters Ottobeuren.
Neben Thomas Rother, der seine Maurer größtenteils mitbrachte und sie selbst bezahlte, sind nur wenige Handwerker und Künstler namentlich genannt.
Als Zimmerleute werden der Meister Michael Merk, ein Stephan Zillenbiehler aus Schlegelsberg und ein Zimmerer Jörgen erwähnt, der Gerüststangen geschlagen und Schrägen gemacht hat. Dies könnte der einheimische Jörg Wilhelm gewesen sein, der in den vorangegangenen Jahrzehnten viele im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Häuser und Höfe Erkheims wieder aufgebaut hatte.
Ein Hans Mayr löschte den aus Bremberg und Stain angelieferten Kalk ab.
Von den beiden ortsansässigen Schreinern fertigte der mehrfach genannte obere Schreiner Ulrich Hornsteiner das Täfer für die Decke des Kirchenschiffes und die Bohrkirchenbrust (Empore). Der untere Schreiner Andreas Immerz machte die Kirchen- und Chorstühle und war auch an der Fertigung der Altäre beteiligt. Andreas Freysing hieß der Erkheimer Schmied.
Die öfters angeführten Schlosser und Glaser sowie die mit der künstlerischen Ausstattung betrauten Maler und Bildhauer kamen aus Ottobeuren, Memmingen und Mindelheim. Diese Berufe gab es damals in Erkheim nicht. Ein Sichelbein wird als Maler eines Altarblattes genannt, wofür er sechs Gulden bekam. Sein Schutzengelbild ist eines der wenigen erhaltenen Kunstwerke aus der Erbauungszeit der Kirche.
Das Bier lieferten Mathes Martin, Hessawirt in Erkheim, Junker Scheler vom Lerchenberg und der Daxberger Wirt.
Dank einer Eintragung im Firmungsregister erfahren wir das Weihedatum der neu erbauten Kirche. Am 12. Oktober (?) 1697 wurden aus diesem Anlass nämlich 76 Personen in dem neuen Gotteshaus gefirmt. Das Taufbuch, in das der damalige Pfarrer vermutlich einen Bericht über den Weihetag geschrieben hat, ist verloren gegangen.
Wie aus den Heiligenrechnungen hervorgeht, war die Kirche zum damaligen Zeitpunkt jedoch noch lange nicht vollendet. Die vollständige Innenausstattung erfolgte erst nach und nach.
Bauliche und künstlerische Ergänzungen, Veränderungen und Renovierungen
1761 Errichtung eines Kreuzwegs
1770 Einbau einer zweiten, oberen Empore
1771 Turmuhr bekommt neues Zifferblatt durch Erkheimer Schlosser
1772 Errichtung des Hochaltars im Rokokostil (einige Schnitzereien mit der Jahreszahl 1683)
1773 Johann Jakob Zeiler aus Tirol malt den Chorraum aus und fertigt das großeDeckenfresko im Chor
1774 Erneuerung und Neufassung der beiden Beichtstühle an den Seiten des Hochaltars
1774 Rechter Nebenaltar erhält neues Altarbild (hl. Sebastian)
1788 Einbau einer neuen Orgel mit 10 Registern von Johann Holzheu aus Ottobeuren
Neue Fenster aus böhmischem Tafelglas, zwei Fenster für die obere Empore
1822 Ersteigerung und Aufstellung der Kanzel aus der abgebrochenen Klosterkirche in Maria Baumgärtle
1853 Abnahme der Holzdecke im Kirchenschiff und Ersetzung durch eine Gipsdecke
Johann-Baptist Miller aus München bemalt die Decke mit einem Abendmahlbild
Anfertigung und Befestigung neuer Männer- und Frauenbänke durch Zimmermeister Himmer
1856 Erweiterung des Friedhofs und Anbau einer Sakristei an die Südseite des Chores
1858 Ersatz der zwei Fenster im Chor durch Fenster im gotischen Stil
1861 Anbringung neuer Kreuzwegtafeln
1882 Einfarbige Übertünchung des Kirchenschiffes und des Chores einschließlich des Deckengemäldes
1894 Einbau einer neuen Orgel der Gebrüder Hindelang aus Ebenhofen und Erneuerung der Emporen
1900 Übermalung der Decke im Chor mit einer Himmelfahrt Marias von Josef Stehle aus Krumbach
1901 Behebung von Dachschäden
Austausch aller Fenster, die beiden neuen Chorfenster tragen Abbildungen der hl. Agnes und des hl. Alois (die entfernten Chorfenster kamen nach Daxberg)
Malerarbeiten im Kirchenschiff, Josef Stehle restauriert das Abendmahldeckengemälde und ergänzt es durch vier kleinere Gemälde, die Evangelisten darstellend Restaurierung der Nebenaltäre und deren Bilder,
die Übereckaufstellung der Altäre wird aufgehoben, der rechte Altar erhält einen Tabernakel, Neugestaltung des Hochaltartisches
Restaurierung der Kanzel
Neugestaltung des Altartisches 1901
1902 Das alte Hochaltarbild der Rosenkranzkönigin wird durch ein neues von Josef Stehle ersetzt
1908 Abbruch des Pfarrstadels und Anlegung eines Gartens auf dem frei gewordenen Platz, Anpflanzung von Obstbäumen, Neubau einer Waschküche mit Holzlege
1911 Kirchturm wird neu verputzt, Neues Kirchenuhrwerk, Aufstellung im ersten Stock des Turmes, Durchbruch des Turmgewölbes
1928/29 Neubau des Pfarrhofs
1930 Abbruch des alten Pfarrhofs, Erweiterung der Kirche nach Westen, niedriger gehaltener Dachstuhl, Einbau von nur noch einer Empore
Vergrößerung und Neuanlage des Friedhofs
1931 Einbau der auf 18 Register vergrößerten, teilweise erneuerten und den neuen Raumverhältnissen angepassten Orgel, Anbringen eines Beichtstuhls im verlängerten Teil der Kirche
1954/55 Neuverglasung der Fenster mit weißem Ornamentglas
Freilegung und Restaurierung des ursprünglichen Deckenfreskos von Zeiler im Chor
Neue Deckenbemalung im Langhaus durch Kunstmaler Theimer aus München wegen der Neueinteilung der Langhausdecke
Neufassen der Statuen und Altäre
Vermutliche Rückkehr des alten, gegenwärtigen Hochaltargemäldes
1956 Installation einer automatischen Läutanlage
1961 Instandsetzung der Friedhofsmauer
1966 Entfernen der Kommunionbank und aufstellen eines Volksaltares
1979-1983 Außenrenovierung (komplett neue Dacheindeckung, neue Dachrinnen, Abstrahlung und Ausbesserung des Verputzes und Anstrich in grün und weiß)
Abbruch der östlichen Friedhofsmauer und Versetzung um einen Meter nach Westen
Pflasterung der Zugänge zur Kirche
Innenrenovierung (Freilegung der Chorraumbemalung von Zeiler, Restaurierung des Chorraumes und des Deckengemäldes, Einbau eines höhengleichen Fußbodens im Altarraum, Umbau und Renovierung der beiden Beichtstühle, Aufstellung eines neuen Volksaltares und Ambos, Restaurierung der Kirchenschiffdecke und der Heiligenfiguren, Renovierung der Kirchenbänke, Anbringung neuer Lampen)
Die Glocken unserer Kirche
Im eisernen Glockenstuhl des Kirchturmes hängen vier Glocken, die schon einiges an „Geschichte“ miterlebt haben.
Die älteste der uns überlieferten und noch vorhandenen Glocke stammt aus dem Jahr 1653. Sie ist mit 80 cm Durchmesser und 64 cm Höhe heute die kleinste Glocke. Verglichen mit den später hinzugekommenen Glocken ist sie nicht so glatt und rund. Auf ihr steht folgende Inschrift: „AUS DEM FEVR FLOS ICH, LEONHARDT ERNST IN MEMMINGEN GOS MICH, 1653“. Eingegossen ist unter anderem das Wappen des Spitalmeisters Ambrosius Siler des Heilig-Geist-Ordens in Memmingen (1638–1673).
Neben der ältesten Glocke hängt oben im Glockenstuhl auch die jüngste Glocke aus dem Jahr 1954. Sie wurde von Bernhard Hörmann aus Schlegelsberg und seiner Mutter Kreszenz Hörmann als Erinnerung an den im Zweiten Weltkrieg vermissten Bruder bzw. Sohn Georg Hörmann gestiftet und trägt auch den Namen des Vermissten. Am Sonntag, den 10. Oktober 1954, erfolgte nach einem feierlichen Gottesdienst von Pfarrer Dr. Barfüßler die Weihe der Glocke. Sie wurde auf den Namen „Glocke der Vermissten“ getauft.
Unten im Glockenstuhl befinden sich die beiden größten Glocken, die beide im Jahr 1721 von den Brüdern Nicolaus und Alexander Arnoldt aus Dinkelsbühl gegossen wurden. Es ist sogar möglich, dass diese Glocken in Erkheim selbst hergestellt wurden, da Glockengießer ihr Handwerk wandernd betrieben. Die größte Glocke (Durchmesser 131 cm, Höhe 100 cm) trägt folgende Inschrift: „BENEDICTA SIT SS: TRINITAS PATER FILIUS ET SPIRITUS SANCTUS AMEN. PATER ALEXANDER MAVGG ORDINIS SANCTI SPIRITUS VICARIUS ZV ERCKHAIMB ANNO DOMINI 1721“ (Gelobt sei die hl. Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und hl. Geist, Amen. Pater Alexander Maugg, Pfarrer zu Erkheim im Jahre des Herrn 1721). Eine weitere Inschrift verweist auf die Glockengießer: „AVS FEYR VND FLAMEN BIN ICH GEFLOSSEN DURCH NICOLAVM VND ALEXANDER ARNOLDT BEEDE GEBRIEDER VON DINCKELSPIHLL BIN ICH GEGOSSEN WORDEN ANNO 1721“. Abgebildet ist wiederum das Wappen des damaligen Spitalmeisters des Heilig-Geist-Ordens in Memmingen, Sigismund Teufel (1694-1733). Darüber steht als Überschrift „SIGISMVNDUS MAGISTER“.
Die andere Glocke, die „Evangelienglocke“, (Durchmesser 105,5 cm, Höhe 80 cm) aus dem Jahr 1721 enthält folgende Inschrift: „PER SIGNVM CRVCIS DE INIMICIS NOSTRIS LIBERA NOS DEVS NOSTER, ADAM MOSER VND MICHAEL FICKLER, BEEDE HAILIGEN PFLEGER ZV ERCKHAIMB, ANNO DOMINI 1721“ (Durch das Zeichen des Kreuzes erlöse uns, unser Gott, von unseren Feinden, Adam Moser und Michael Fickler, beide Heiligenpfleger zu Erkheim, im Jahre des Herrn 1721). Die Glockengießer haben sich durch ihre Namen verewigt: „NICOLAVS ARNOLDT“ und „ALEXANDER ARNOLDT“. Wie die andere Glocke trägt sie das Wappen des Spitalmeisters.
Die Glocke aus dem Jahre 1954 hatte zwei Vorgängerinnen. Die älteste wurde im Jahre 1753 gegossen und trug die Inschriften „JOHANN UND MELCHIOR ERNST, MEMMINGEN, GOSS MICH 1753“ sowie „MAGISTER SIGISMUNDUS PRAELATUS MEMMINGENSIS ET WYMPINGENSIS“. Am 26. Juni 1917 wurde diese 155 kg schwere Glocke vom Turm abgenommen, da sie für Kriegszwecke abgegeben werden musste. Sie hatte einen Sprung und konnte deshalb schon seit längerem nicht mehr geläutet werden. Als Ersatz wurde erst 1938 eine 500 kg schwere Glocke angeschafft, wofür die Gläubigen 1200 Reichsmark spendeten. Gegossen wurde sie von der Gießerei Wohlfahrt in Lauingen. Am Karsamstag des Jahres 1938 wurde sie „Auferstehungsglocke“ getauft und am 9. Juni auf der Nordseite des Turmes hochgezogen.
Auch während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Glocken eingezogen und zur Waffenherstellung verwendet. So mussten auch in Erkheim drei der vier Glocken abgegeben werden. Am 25. Juni 1942 läuteten vormittags nochmals alle Glocken, ehe sie dann im Laufe des Tages abgenommen wurden. Zuerst kam die 1938 gegossene „Auferstehungsglocke“ an die Reihe, danach die „Evangelienglocke“ und gegen 17 Uhr die ebenfalls 1721 gegossene große Glocke. Am Abend wurden die Glocken mit einem Lastwagen nach Memmingen zur Weiterbeförderung gebracht. Nur die kleine aus dem Jahr 1653 stammende Glocke durfte auf dem Turm verbleiben.
Zum Glück wurden nicht alle während des Krieges abgenommenen Glocken eingeschmolzen, und viele konnten wieder an ihre ursprünglichen Plätze zurückkehren. So kamen auch zwei der drei abgegebenen Glocken der Erkheimer Pfarrei wieder zurück. Am 29. Mai 1947 konnte die große Glocke aus dem Jahr 1721 mit einem Lastwagen der Molkerei in Kempten abgeholt werden. Der Aufzug erfolgte gleich am nächsten Tag gegen 6.30 Uhr und war gegen neun Uhr beendet. Die ebenfalls im Jahre 1721 gegossene „Evangelienglocke“ kehrte am 17. Februar 1948 in die Pfarrei zurück und wurde am 26. Februar aufgezogen. Nur die jüngste Glocke, die aus dem Jahr 1938 stammende „Auferstehungsglocke“, kehrte nicht mehr zurück. Sie fand Ersatz durch die 1954 gestiftete „Glocke der Vermissten“.
Bis zum Jahr 1956 wurden die Glocken in der ehemaligen Sakristei mit der Hand geläutet, ehe im Zuge der Renovierungsarbeiten eine automatische Läutanlage eingebaut wurde.
Zeit für unsere Kirche – Zeit für Gott – Zeit für uns selbst
Ein beschaulicher Gang durch unsere Kirche
Vor dem Haupteingang
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Diese Worte Jesu, überliefert im Matthäus-Evangelium, lesen wir auf dem Wandbild links vom Hauptportal. Möglicherweise wollte der Münchner Künstler Fred Theimer, der dieses Bild 1955 gemalt hat, damit die wesentliche Bedeutung eines Kirchengebäudes zum Ausdruck bringen: Hier ist ein Haus, in dem Gott in besonderer Weise gegenwärtig ist, in das er jeden herzlich aufnimmt, besonders dann, wenn Leid und Sorgen ihn bedrücken. Und von hier muss niemand weggehen, ohne Trost und Stärkung erhalten zu haben.
Auch Kunst und Architektur einer Kirche sind nicht bloßer Selbstzweck. Vielmehr haben sie eine dienende Aufgabe. Sie sollen uns nämlich von Gott und seiner Liebe zu uns Menschen berichten. Treten wir also ein in unsere Kirche „Mariä Himmelfahrt“ und lassen wir sie „erzählen“.
An der Rückwand
Wir stehen jetzt unter der Empore. Etwa um diesen Teil wurde das Gebäude 1930 nach Westen verlängert. Heute wäre das nicht mehr nötig, gehen doch die Zahlen der Gottesdienstbesucher seit Jahren leider stetig zurück, obwohl Erkheim selbst immer größer wird.
An der Rückwand entdecken wir zwei Gedenktafeln. Die linke verzeichnet Namen von Erkheimer Soldaten, die in den Napoleonschen Kriegen zwischen 1805 und 1815 ihr Leben lassen mussten. Die rechte nennt Gefallene und Vermisste des deutsch-französischen Krieges von 1870/71. Aber Gott und Kriege – passt das zusammen? In seiner Bergpredigt (Lk) fordert Jesus: „Liebet euere Feinde! Tut wohl denen, die euch hassen!“ Und das Kreuz daneben, das beim alljährlichen Flurumgang an Christi Himmelfahrt durch unsere Wiesen und Felder getragen wird, ist es nicht geradezu das Symbol für Gewaltlosigkeit und Liebe?
Die Statue Marias ganz links zeigt die Mutter Jesu so, wie sie drei portugiesischen Kindern 1917 in Fatima erschienen ist.
Die südliche Wand
An der Südseite, zwischen Haupteingang und dem kleinen Seitentor, blicken wir zu drei Holzfiguren auf. Die rechte stellt den heiligen Rochus dar. Wer oder was sind aber Heilige eigentlich? Dazu schreibt der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Gläubigen in Korinth: „Aber ihr seid reingewaschen, seid geheiligt, seid gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn, und im Geist unseres Gottes.“ (1 Kor 6,11)
Das heißt, dass alle, die auf Jesus Christus getauft sind und sich zu ihm bekennen, Heilige sind. Darüber hinaus werden jedoch seit 993 Menschen, die ihr Leben ganz in die Nachfolge Christi gestellt und den Willen Gottes in außergewöhnlichem Maße erfüllt haben , nach ihrem Tod durch den Papst „offiziell“ heilig gesprochen. Sie tragen dann den „Titel“ Heilige.
Rochus wurde diese Ehrung zuteil. Er verschenkte seinen ganzen Besitz an Arme und zog zu Beginn des 14. Jh.s als nun mittelloser Pilger durch Südfrankreich und Italien. Mit Gottes Hilfe heilte er zahlreiche Pestkranke.
Bei den beiden anderen Figuren, angefertigt um 1500 herum, handelt es sich um zwei nicht näher bekannte Bischöfe.
Links davon blickt der heilige Ulrich auf uns herab. Er zählt zusammen mit Afra und Simpert zu den Bistumspatronen unserer Diözese Augsburg. Von 923 bis 973 war er Bischof dieser Stadt. Ulrich wurde 993, also schon 20 Jahre nach seinem Tod, als erster „offiziell“ heilig gesprochen. Die ihn verkörpernde Figur stammt wohl aus den Anfängen des 16. Jh.s.
Die Nordseite
Etwa zur gleichen Zeit dürfte die heilige Afra – genau gegenüber an der nördlichen Seitenwand – angefertigt worden sein. Wie sich ein Mensch, der sich auf Gott einlässt, völlig verändern kann, wird an ihr sichtbar. Die Legende berichtet, dass sie als Dirne in einem Bordell arbeitete. Eines Tages versteckte sie einen Bischof bei sich. Dieser war auf der Flucht vor Feinden. In der Begegnung mit ihm wurde ihr die Wertlosigkeit ihres bisherigen Lebens klar. Sie ließ sich schließlich auf Christus taufen und bekannte sich auch zu ihrem neuen Glauben, als eine grausame Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian im Reich einsetzte. 304 wurde sie deshalb auf einer Insel im Lech nahe Augsburg verbrannt.
Die Kanzel daneben bezeichnet der Erkheimer Pfarrer Joseph Rohrhirsch in seiner Chronik von 1904 als „das Herrlichste der Kirche“. Die reich verzierte Rokokokanzel aus der Mitte des 18. Jh.s erwarb man 1821 vom Kloster Maria Baumgärtle. Der gebauchte Korb trägt eine Ansicht des damaligen Klosters. Den Deckel krönt eine Figur Marias als „Unbefleckte“ (Immaculata). Der Text darunter „Tota pulchra es Maria. Macula oricinalis non est in te.“ heißt übersetzt: „Vollendet schön bist du, Maria. Du bist frei von der Erbsünde.“ Mit dieser Sünde belastet kommt jeder Mensch auf die Welt. Sie ist Folge des Ungehorsams von Adam und Eva gegenüber Gott. Erst durch die Taufe werden wir davon befreit. Maria allerdings als Mutter des Gottessohnes war frei von der Urschuld. Dieser Lehrinhalt der katholischen Kirche wurde den versammelten Gläubigen sicherlich auch schon von dieser Kanzel herunter gepredigt. Seit 1979 kann die Kanzel nicht mehr verwendet werden. Im Zuge der damaligen Renovierung wurde nämlich ihr äußerer Zugang abgerissen.
Die Statuen links davon zeigen den heiligen Josef, der von Gott berufene „weltliche Vater“ Jesu, und seine Frau Maria. Beide Figuren sind Werke des beginnenden bzw. mittleren 18. Jh.s. Als Josef erfuhr, dass seine Verlobte schwanger war, jedoch nicht von ihm, da wollte er sich in aller Stille von Maria trennen. Es erschien ihm aber, so das Matthäus-Evangelium, im Traum ein Engel Gottes, der zu ihm sprach: „Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“
Unterhalb der Empore folgt eine Plastik des heiligen Sebastian. Er diente als römischer Soldat unter dem schon erwähnten Kaiser Diokletian (284-305 n. Chr.), einem gnadenlosen Christenverfolger. Als bekannt wurde, dass auch Sebastian den Christen angehörte, verurteilte Diokletian ihn zum Tode. Er wurde zunächst von Bogenschützen gemartert und anschließend erschlagen.
Rechts vom kleinen Nordeingang hängt das sogenannte „Bruderschaftskreuz“. Es wird bei den Umzügen an Fronleichnam und beim Bruderschaftsfest am darauf folgenden Sonntag durch unseren Ort getragen.
Über dem Beichtstuhl thront eine Figur des Johannes Nepomuk, dem Schutzheiligen Böhmens. Der König forderte von ihm Auskünfte über Beichtinhalte. Als Nepomuk sich auf das Beichtgeheimnis berief und ihm die Informationen verweigerte, wurde er 1393 in der Moldau bei Prag ertränkt.
Bei den Kreuzwegbildern dürfte es sich noch um diejenigen handeln, die 1861 eingeweiht worden sind. Zumindest ist nirgends eine spätere Neuanschaffung belegt. Vor allem in der Fastenzeit werden Andachten abgehalten, in deren Mittelpunkt das Betrachten der 14 Kreuzwegstationen steht. Dabei gedenken wir in ganz besonderer Weise dem Leiden und Sterben Christi. „Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du für uns gestorben bist und hast uns durch dein teures Blut gemacht vor Gott gerecht und gut“, so heißt es in der ersten Strophe eines alten Kirchenliedes. Damit wird die Grundüberzeugung des Christentums deutlich gemacht: Der Opfertod Jesu ist für uns die unabdingbare Voraussetzung für ein zukünftiges Leben bei Gott. Johannes schreibt dazu in seiner Offenbarung: „Denn du wurdest geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erworben.“ Für uns Christen ist deshalb das Kreuz das Zeichen für unser Heil.
Die Empore
Das Gemälde an der Emporenbrüstung, 1954 von Ludwig Magnus Hotter entworfen, zeigt Jesus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lk), fordert Jesus seine Freunde dabei auf. Und diesen Auftrag erfüllt die Kirche, wenn wir Gläubige uns zur heiligen Messe versammeln. Wir lesen dann aus den Schriften von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, deren Abbildungen links und rechts zu sehen sind. Sie berichten uns in ihren Evangelien (= Frohe Botschaft) aus dem Leben Jesu.
Mit der Vergrößerung des Gotteshauses 1930 und dem Bau der heutigen Empore erhielt die Kirche auch die gegenwärtige Orgel. Sie stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Hindelang in Ebenhofen. Wie viele Lieder zur Ehre Gottes und zur Freude der Gottesdienstbesucher mögen seit dieser Zeit wohl darauf schon gespielt worden sein?
Deckengemälde im Langhaus
Die Deckenfresken des Langhauses entstanden ebenfalls 1954. Der bereits genannte Fred Theimer stellt in zwei Themenkreisen die Kindheit Jesu und dessen Leidenszeit dar. Inhaltlich geht es ihm dabei vor allem um die besondere Beziehung Marias zu ihrem Sohn. Maria kann für uns ein eindrucksvolles Glaubensvorbild sein. Gott ließ ihr durch seinen Engel Gabriel offenbaren, dass sie dazu auserwählt worden ist, den Sohn Gottes zu gebären. Sicherlich konnte zu diesem Zeitpunkt die junge Frau aus Nazareth noch überhaupt nicht erfassen, welche Auszeichnung in Gottes beginnenden Heilswerk für uns Menschen ihr da zuteil werden sollte. Maria vertraute einfach dem Wort Gottes, das an sie ergangen war: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ (Lk)
Die Seitenaltäre
Die beiden Seitenaltäre aus marmoriertem Holz entstanden vermutlich um 1774. Das Schutzengelgemälde des linken Altars trägt den Namenszug eines Johann Friedrich Sichelbein und die Jahreszahl 1703. Auf dem rechten Altarblatt mit dem Martyrium des heiligen Sebastian findet sich der Name J. M. Ziegler und die Zahl 1777. Bei dem Künstler handelt es sich wohl um Johann Michael Ziegler aus Mattsies. Dieser stürzte 1826 im hohen Alter von 95 Jahren bei Arbeiten in der Stadtpfarrkirche Mindelheim von der Leiter und verstarb an den erlittenen Verletzungen.
Das Taufbecken vor dem rechten Altar ist ebenfalls ein Werk des späten 18. Jh.s. Die Deckelfiguren zeigen die Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer. Lukas schreibt darüber in seinem Evangelium. „Und der heilige Geist fuhr hernieder auf ihn (Jesus) in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Als Jesus von dieser Welt dann Abschied nahm, erteilte er seinen Aposteln noch den folgenden Auftrag: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt) Hier wird die Bedeutung der Taufe deutlich zum Ausdruck gebracht: Erst durch sie werden wir zu Kindern Gottes und in die christliche Gemeinde aufgenommen.
Chorraum und Hochaltar
Der architektonisch gotische Chorraum, erbaut um 1500, wurde später im Rokokostil umgestaltet. Das Deckengemälde „Mariä Himmelfahrt“ ist ein Werk des bekannten Tiroler Malers Johann Jakob Zeiller. Seine Arbeiten in der Klosterkirche Ottobeuren markieren den Höhepunkt seiner künstlerischen Tätigkeiten. Bei der Renovierung unserer Kirche 1882 übertünchte man kurzerhand dieses wertvolle Fresko. Erst 1954 wurde es mühevoll wieder freigelegt und restauriert.
Der Hochaltar, aus marmoriertem Holz und mit vergoldetem Muscheldekor, entstand 1772. Die Frontseite des Altartisches und der Tabernakel wurden 1901 neu gestaltet. Im Tabernakel wird das „Allerheiligste“ aufbewahrt, das Brot, das sich, so die Glaubensüberzeugung der katholischen Kirche, während der Eucharistiefeier in Christi Leib verwandelt.
So bittet der Priester in der Messe vor der Wandlung: „Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Leib und Blut deines Sohnes, unseres Herrn, Jesus Christus.“ Die Kirche stützt sich dabei auf das Wort Christi beim Abendmahl, wie es bei Matthäus überliefert ist: „Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Und im Johannes-Evangelium heißt es: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“
Das große Altarbild, auf dem Maria als Rosenkranzmadonna zusammen mit dem heiligen Dominikus und der heiligen Katharina von Siena abgebildet ist, schmückte vermutlich schon 1772 den Altar. 1902 wurde es durch ein neues Bild des Krumbacher Künstlers Josef Stehle ersetzt. Dieses lagert heute, leicht verstaubt, auf dem Dachboden des Pfarrhofs. Wann das alte seinen angestammten Platz wieder einnahm, konnte bis jetzt noch nicht in Erfahrung gebracht werden.
Dominikus kam um 1170 als Sohn einer Adelsfamilie in der Nähe der nordspanischen Stadt Burgos zur Welt. Er erhielt eine hervorragende Schulausbildung, studierte Religionswissenschaft und Philosophie (Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, wie alles in der Welt zusammenhängt) und ließ sich zum Priester weihen. Auf einer Reise durch Südfrankreich machte er Erfahrungen mit religiösen Irrlehren. Das weckte in ihm den Wunsch, sich als Missionar für den wahren christlichen Glauben einzusetzen. So zog er zusammen mit Gleichgesinnten als armseliger Bettler predigend durch die Lande. 1216 ging daraus der Dominikanerorden hervor, dessen Grundsätze die Armut und das Studium waren.
Katharina, geboren 1347 in der Toskana in Italien, erduldete eine schwere Kindheit. Als 24. Kind einer Färberfamilie, benachteiligt von den Eltern und mit einem von Pocken entstellten Gesicht, lebte sie sehr zurückgezogen. Mit 18 trat sie in den Orden der Dominikanerinnen von Siena ein. Dort kümmerte sie sich aufopfernd um Kranke und Sterbende. In unermüdlichem Einsatz pflegte sie 1374 die Opfer einer verheerenden Pestepidemie in Pisa. Unwillkürlich kommt einem da die 1997 verstorbene Mutter Teresa in den Sinn. Obwohl noch jung an Jahren, entwickelte sich Katharina zu einer anerkannten Persönlichkeit, die auf Wunsch des Papstes nach Rom zog. Als sie im frühen Alter von 33 verstarb, trug sie an ihrem Körper Wundmale, wie sie Jesus durch die Kreuzigung erlitten hatte.
Zwei große Heiligenfiguren flankieren das Altarbild – links Franziskus, rechts Antonius von Padua.
Franziskus, ein Zeitgenosse von Dominikus, wurde 1181 in Assisi zu Italien als Sohn eines Kaufmanns geboren. Weltlichen Genüssen zugetan, strebte er zunächst eine Karriere als Ritter an. Während eines Krieges geriet er in eine einjährige Gefangenschaft. In dieser Zeit vernahm er den Ruf Gottes, sein Leben grundlegend zu ändern. Diesem folgend, entschied er sich fortan für ein Leben in Armut. 1210 gründete er den Bettelorden der Franziskaner.
Zur selben Zeit lebte auch der heilige Antonius. Er kam 1195 als Kind einer reichen Adelsfamilie in Lissabon (Portugal) zur Welt. Wie Dominikus wurde er nach einer guten religiösen Ausbildung Priester. Zunächst Mitglied bei den Augustiner-Chorherren schloss er sich später dem Franziskanerorden an und ließ sich in Italien nieder. In seinem 1. Brief an die Korinther spricht der Apostel Paulus von sogenannten Gnadengaben, die Gott dem Menschen zum Wohle anderer schenkt. Antonius war mit einer solchen Gabe bedacht. Sie machte ihn zu einem der begeisterndsten Prediger der Kirchengeschichte. Er öffnete die Herzen seiner Zuhörer und vermochte sogar äußerst hartnäckige Gottesgegner zum Glauben zu bewegen.
Die beiden kleineren, ganz in Gold gehaltenen Figuren darunter verkörpern Ignatius von Loyola und Petrus Canisius.
Der Text des Buches, das Ignatius in den Händen hält, heißt übersetzt: „Alles zur größeren Ehre Gottes“. Ignatius wurde 1491 geboren und war das jüngste Kind einer spanischen Adelsfamilie aus Loyola. Nach einer guten Erziehung am Hofe des Königs von Kastilien ähnelte sein Lebensweg dem des heiligen Franziskus. Auch er genoss zunächst das lockere Leben eines Soldaten mit allen weltlichen Annehmlichkeiten. Eine schwere Kriegsverletzung am Bein ließ ihn sein bisheriges Dasein überdenken. Nach einem Jahr, das er zurückgezogen als Einsiedler verbrachte und in dem sich Gott ihm offenbarte, gab er seinem Leben eine völlig neue Richtung. Er legte das Gelübde zu lebenslanger Armut und Keuschheit ab. 1540 gründete er schließlich die „Gesellschaft Jesu“, den Jesuitenorden.
Petrus Canisius war Sohn des Bürgermeisters von Nimwegen, heute zu Holland gehörend. Er wurde 1521 geboren, in dem Jahr, als Martin Luther seine Lehre auf dem Wormser Reichstag gegen Papst und Kaiser verteidigte. Canisius trat 1543 als erster Deutscher den Jesuiten bei. Der gelehrte Philosophie-Doktor zählte zu den angesehensten Religionswissenschaftlern seiner Zeit und wirkte in großen Teilen Europas. Sein Einsatz für den Erhalt, aber auch für die Erneuerung des katholischen Glaubens brachte ihm später die Ehrenbezeichnung „Zweiter Apostel Deutschlands“ ein (Bonifatius, 672 – 754 , wurde mit dem Titel „Erster Apostel Deutschlands“ ausgezeichnet.).
Der Volksaltar in der Mitte des Chorraumes kam im Zuge der 1983 abgeschlossenen Renovierung hinzu. Er betont wieder mehr den ursprünglichen Charakter der Tischgemeinschaft beim Abendmahl. Der Priester wendet sich dabei vermehrt den Kirchenbesuchern zu, was in sehr konservativen katholischen Kreisen noch immer auf erhebliche Ablehnung stößt. Die Lesekanzel (Ambo – mit dem Kreuz des Heilig-Geist-Ordens), von der aus das Wort Gottes an die Gemeinde ergeht, entstand zur selben Zeit. Beide hat Richard Harzenetter aus Sontheim entworfen und bemalt. Die Schreinerarbeiten führte Michael Freudling, Erkheim, aus und von Josef Thalhofer, Oberrieden, stammen die dazugehörigen Schnitzereien. Gleichzeitig wurden auch die beiden alten Beichtstühle mit den Christus- und Marienbüsten (etwa von 1770) gründlich ausgebessert und umgestaltet.
Ein abschließender Gedanke
An dieser Stelle endet die Beschreibung unserer Kirche. Doch schlagen wir noch einmal im Wort Gottes nach, wie es uns im Evangelium nach Matthäus überliefert ist:
Jesus ging in den Tempel und trieb alle Händler und Käufer aus dem Tempel hinaus; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um und sagte: „In der Schrift steht: ‚Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein.‘ Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle.“ Im Tempel kamen Lahme und Blinde zu ihm, und er heilte sie.
Jesus weist hier eindringlich, ja energisch, auf die Bedeutung eines Kirchengebäudes hin. Es ist ein Ort der besonderen Begegnung mit Gott, einer Begegnung, aus der uns Heil erwächst; Heil, das heute viele von uns leider an falschen Stellen suchen.
Beschließen wir unseren Rundgang noch mit dem Gebet, das Jesus seinen Jüngern beibrachte, als sie ihn baten: „Herr, lehre uns beten!“ (Lk)
„Vater,
dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen.
Und erlass uns unsere Sünden;
denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist.
Und führe uns nicht in Versuchung.“