Heiligkreuzkapelle Westerheim

Friedhofskapelle Westerheim

Bild: Briechle Irmi

Wann genau die Kapelle gebaut wurde lässt sich nicht feststellen. Der  jetzige noch erhaltene Chor der  Kirche ist im spätgotischem Stil, also im 15. Jahrhundert erbaut. Auch der Altar die Kreuzigung Christi darstellend, mit seinen wertvollen Figuren, stammt aus dieser Zeit. Die Kreuzherren des Oberhospitals Memmingen bestimmten die Heiligkreuzkapelle  zur Pfarrkirche und weihten sie  am 26.9.1582 dem Hl. Martin.  Wahrscheinlich hat man  sie damals vergrößert und neu eingeweiht. Da Martinskirchen außerhalb der Siedlung nicht entstanden, übernahm sie erst diesen Titel, als sie Pfarrkirche wurde, von der ursprünglichen Pfarrkirche im Dorf. Heilig Kreuz hatte einen Turm, der an die Südseite des Chores gebaut war. Beim abschlagen des Putzes während der letzten Renovierung war der zugemauerte Durchgang vom Chorraum zur Sakristei, welche, wie damals üblich, im Bodenraum des Turms untergebracht war, gut erkennbar. Nach dem Urteil des Dekans Königsberger war die Kirche groß und geräumig. *1

Bei einer Pfarrvisitation wird Folgendes berichtet: Die wirkliche Pfarrkirche, etwas außerhalb des Dorfes gelegen, ist zu Ehren des Hl. Kreuzes konsekriert und hat drei Altäre. Sie wird sehr selten besucht und selten auch dort zelebriert. Sie wird vernachlässigt und ist nicht mit dem ausgerüstet, was zum Gottesdienste gehört. Der Gottesacker, in welchem alle Ortsbewohner begraben werden, wird nicht behütet vor dem Vieh. Es ist eine Kapelle im Dorfe, ganz nahe dem Pfarrhaus, hier wird der ganze Gottesdienst abgehalten.
Ein Visitationsprotokoll vom Jahre 1707 berichtet, dass die Pfarrkirche zu Hl. Kreuz viel von Wallfahren besucht wird, besonders an den Festen des Hl. Kreuzes, von dem dort ein Partikel aufbewahrt wird, deren Echtheit allerdings nicht bezeugt ist.
Nachdem im Jahre 1805 die Klosterpfarrei Westerheim im eine Säkular Pfarrei umgewandelt war, wurde im Jahre 1806 die Pfarrkirche zum Hl. Kreuz auf staatliche Anordnung hin zum Abbruch verkauft. An den noch belassenen Chorraum wurde im Jahre 1821 die Kapelle angebaut, die nunmehr als Gottesackerkapelle dient. *3
Im Jahre 1870 wurde mit der Renovierung der Hl. Kreuzkapelle begonnen. Die ganze damalige Renovierung muss als ein großer nur aus der damaligen Zeit entschuldbarer Fehlgriff bezeichnet werden. Großen Tadel hat schon bei seiner Anfertigung und Aufstellung der Altar gefunden.
Bei Restaurierung im Jahre 1922 versuchte die Pfarrei die Fehler wieder gut zu machen. Das gelang ihr auch vollauf. Der Altar wurde wieder als Flügelaltar hergestellt, das Altarbild in seiner ursprünglichen Fassung gefasst und wieder erneuert.
Der Altar zeigt im mittleren Schrein ein Relief der Kreuzigung Christi, an den Seitenflügeln sehen wir Szenen aus der Legende der Kreuzauffindung und die Prüfung des wahren Kreuzes. In der Mitte über dem Schrein Kaiser Heraklius und die Hl. Helena mit dem wahren Kreuz, flankiert von Johannes dem Täufer und dem Apostel Johannes. An den Seitenwänden befindet sich links eine stehende Muttergottesfigur mit Kind um 1470  und rechts ein Christus Salvator (Retter, Heiler)  um 1600, und die Anbetung der  Könige um 1600 als flaches Holzrelief. Das mit einem blauen Sternenhimmel übertünchte Deckengemälde (darstellend das Fürbitteramt des Hl. Martinus bei der Allerheiligsten Dreifaltigkeit) wurde wieder freigelegt  und aufgefrischt. Die Glasbilder wurden entfernt und wieder Fenster mit weißen Butzenscheiben eingefügt. Geblieben sind die in der Wand eingelassenen drei Grabplatten, gewidmet dem Andenken der drei Pfarrer vom Heiliggeistorden Memmingen: Anton Heinriz, +1767, Alexander Huttler, +1778, und Ignaz Ducvue, +1796. Die Kunstschreinerarbeiten stammen aus der Werkstätte des Altarbauer Georg Saumweber in Günzburg, und die Kunstmalerarbeiten führten die Gebrüder Haugg in Ottobeuren aus. Die zwei Kriegertafeln aus Ruhpoldinger Marmor von dem bekannten Bildhauer Karl Baur in München, die eine den Toten, die andere den überlebenden Kriegsteilnehmern gewidmet, bilden einen neuen wertvollen Schmuck und haben die Gottesackerkapelle zu einer Kriegergedächtniskapelle gemacht. Die Weihe des Kriegerdenkmals fand unter allgemeiner Teilnahme am 16.11.1922 nach voraus gegangenen Gottesdienst für die Gefallenen statt. *3
In den Jahren 1977/80 erfolgte eine Renovierung unter  Pfarrer Bessen, welcher auch Stifter des Priestergrabes war. Im Stil dazu passend ist auch der Friedhofsbrunnen, welcher dem besinnlichen Leser einen kurzgefassten historischen Text über Hl. Kreuz anbietet gestiftet wurde der Brunnen von Georg Wolf Steinmetz in Erkheim. *4

Quellen:
*1 Heimatkunde der Gemeinden Günz und Westerheim v. W. Hausmannn
*3 Pfarrarchiv Westerheim /Zur stillen Stunde mit schwäbischer Chronik/ Wochenbeilage z. Memminger Volksblatt Nr. 4 Dienstag den 22.1.1921 Jahrgang 4 / Die Gottesackerkapelle zu Westerheim. Von Ch. Deuring, Pfarrer.
*4 Georg Wolf, Artikel im Spiegelschwab Nov. 1982